immer neue Situationen halten den Hund im Kopf fit
So ist das, wenn man "nur mal schauen" will. Im Handumdrehen haben die niedlichen kleinen Hundeaugen alle Unklarheit und alle Vorbehalte dahinschmelzen lassen. Was eben noch mit einem "eigentlich geht das gar nicht" umschrieben wurde, wandelt sich im Handumdrehen in ein "och, können wir den da mitnehmen?" Zu schön, wenn man dann selbst noch zweibeinige Welpen hat, die gar nicht genug von den Kleinen bekommen können oder am liebsten gleich den ganzen Wurf einpacken würden.
So ähnlich war das bei Amba eigentlich auch. Das interessante war nur,
dass Amba sich ihren Jäger selbst aussuchte und nicht anders herum. Sie
kam und untersuchte mich freudig, hatte dann noch einen kleinen
unscheinbaren Brustfleck, der aussah wie ein umgedrehtes Hufeisen und,
tja, das war's dann. Der Hund hatte seinen ersten Jäger und dieser
seinen ersten Hund: Amba vom Großen Meer.
Dies ist sicherlich kein Ausdruck eines schlechten
Gewissens. Dieser Stuhl musste dran glauben, weil er trotz der Beine
nicht schnell genug bei der Stuhlherde und dem starken Tisch war. Sehr
tragisch sowas. Die Zweibeinerin ist dann nach dem kurzen Jagdglück auf
die Idee gekommen, dass die fettesten Beuteteile (Lederschuhe, vor allem
meine) in einem Schuhschrank besser aufgehoben waren als in "freier
Wildbahn". Fortan mussten Schweineohren oder Rehläufe gekaut werden -
nun ja...
Der Frühsommer zeigt sich nicht nur vom Wetter von
der schönen Seite, auch meine Hündin entwickelt sich mehr und mehr zur
Augenweide. Beim künftigen Jagdeinsatz kommt es ganz klar aber nicht auf
Äußerlichkeiten, sondern auf die inneren Werte und die Ausbildung an.
Hier entwickelt sich Amba zu einem gehorsamen, stets aufmerksamen und
interessierten Hund.
Herr Jäger befindet sich oft im Studium seines Lieblingsautors, dem
Tabel, um aus dem Rohmaterial einen brauchbaren Jagdhund zu formen.
Wichtig sind stets neue Reize und Eindrücke, die gemeinsam erkundet und
gemeistert werden und so den Zusammenhalt festigen. In dieser Zeit wird
Frau Hund natürlich auch mal aufmüpfig. Hier gilt es die Renitenz zu
erkennen, vom Unwissen des jungen Hundes zu trennen und konsequent bis
zur letzten Instanz zu bleiben.
Der
Sommer kommt und bringt lange Tage, angenehme Temperaturen,
Wassereinsatz und Jungfüchse. Letztere nicht im heimischen
ostfriesischen, sondern im Revier eines Freundes in Nordhessen, wo es
noch Sauenwitterung, Waschbären und manches mehr gibt. Neben den Freuden
arbeiten wir vermehrt in Richtung Gehorsam und Abrichtung. Dabei geht es
mal schneller mal langsamer. Geduld und Ausdauer sind das Motto. Wird
ein Schritt nicht verstanden, geht man halt wieder einen zurück, lockert
auf, schaltet Abwechslung und motivierende Phasen ein. Mehr und mehr
darf Amba auch mal mitkommen, wenn es ernst wird. Interessant war das
Wolfsgatter, bei dem Frau Hund sich langmachen musste um etwas zu sehen.
Die Anlage zum Vorstehen ist gut ausgeprägt. Die Feldleine mussten wir
nie einsetzen, da Kommandos beim Hund ankommen und in die Arbeitsweise
eingegangen sind. Grundlage der guten Arbeit war und ist ein
ausgeprägtes Vertrauensverhältnis sowie die akzeptierte Rangordnung. Wie
sehr der Hasengeruch reizt, haben wir einmal abends im Wald zu spüren
bekommen, als Frau Hund dann plötzlich fünf Minuten lang weg war. Als
sie wieder kam, spürte ich innerlich zwar einen gewissen Groll, dennoch
muss man sich überzeugt und sichtbar freuen, dass der Hund wieder da
ist. Bei einem Reviergang markiert sie und wir finden so die Reste von
einem Reh.
Amba's Wurfgeschwister sind ebenfalls erfolgreich auf Prüfungen
geführt worden. So waren ihre Schwestern Ayka und Andra im gleichen Jahr
auf der VGP mit einem ersten Preis erfolgreich. Beide wurden mit dem
Formwert V begutachtet. Bis auf einen Rüden, der bei der holländischen
Polizei Karriere als Drogenspürhund macht, stehen alle anderen in guter
jagdlicher Führung.
Amba's Mutter ist Benja von der Broklands-Au, eine Hündin aus einem Zwinger,
der kompromisslos Hunde für die Jagd züchtet und ausbildet. Gleichzeitig
ist Benja Stammhündin des Zwingers Vom-Großen-Meer.
Beide Zwingernamen stehen bezeichnenderweise für Gewässer, einerseits in
Schleswig-Holstein und andererseits in Ostfriesland. Wasser ist
allgegenwärtig, den Hunden von Anfang an bekannt und zeigt sich in der
Passion im Wasser. Im Informationsblatt für Welpenbesitzer ist Benja
(braun, D1, S1, VGP2 ÜF, IKP1, HN, HD A2, V3) beschrieben als
wasserfreudig mit ausgeprägtem Suchenwillen. Im Nachsucheneinsatz, bei
der Wasser- und Feldarbeit hat sie sich bestens bewährt. Weiterhin ist
sehr gehorsam, kinderlieb und sozial mit anderen Hunden.
Amba's Vater, Olaf vom Upstalsboom (braun, D1, VJP 68P, S1, VGP1 ÜF, HN,
HD A1, SG2), ist aus dem ältesten Zwinger Ostfrieslands und ein ruhiger,
intelligenter Rüde, der sich durch bestechende Wasserarbeiten, eine
feine Nase sowie einen jagdpraktischen und stets den Bedingungen
angepassten Suchenstil auszeichnet.