So sein wie immer, sagt sich leicht am Prüfungstag - ist aber das Beste
Jagdliche Prüfungen sind darauf ausgerichtet, die für die praktischen Erfordernisse der Jagd notwendigen Fähigkeiten aufzuzeigen und zu bewerten. Daneben existieren Formbewertungen nach physiologischen wie ästhetischen Gesichtspunkten. In einer Zeit, die sich durch Besiedlung, Agrarindustrie oder Freizeitnutzungen permanent verändert, könnte man über Sinn und Zweck der ein oder anderen Disziplin nachdenken. Andererseits kann sich nicht jede Veränderung des Naturraumes in neuen Prüfungssituationen niederschlagen. Fakt ist jedenfalls, dass die Hunde durch das bestehende Prüfungswesen gut vorbereitet in den jagdlichen Alltag entlassen werden und auf diese Weise eine gute Vergleichbarkeit der Leistungszucht gegeben ist.
Das Derby oder Jugendsuche ist vor allem eine Anlagenprüfung. Darunter
versteht man eine Prüfung, bei der die genetischen Veranlagungen wie
Suchenstil, Finderwillen, Vorstehen oder das Wesen das Jagdhundes
eingeschätzt werden sollen. Hierfür darf der Hund nicht älter als 15
Monate sein und Ausbildung die Anlagen noch nicht überprägen. Für Amba
und mich war es vorteilhaft, dass wir mit drei Wurfgeschwistern im
Vorfeld gemeinsam geübt und gemeinsam die erste Prüfung bestritten
haben. Laut Prüfungsordnung (PO) ist es ohnehin gewollt, möglichst viele
Hunde eines Wurfes zu prüfen, um den Erbwert der Eltern (der Paarung)
besser erkennen zu können. Davon mal ganz abgesehen ist es für die
Prüflinge viel angenehmer, wenn bekannte Gesichter in der gleichen
Situation stecken.
Unser Prüfungswetter war optimal: trockenes frühlingshaftes Wetter ohne
viel Wind und viel Sonne. Die Stimmung war gut, es herrschte eine
positive Spannung. Amba durfte gleich als zweiter Hund nach ihrer
Schwester im Feld suchen und machte ihre Sache gut. Auf einer Wiese kam
sie mit Blick auf einen nahen Graben nach knapp 5 Minuten zum Stehen und
stand konsequent vor. Da ich knapp 100 Meter von ihr entfernt war,
musste sie eine Weile warten. Bei Amba angekommen stand sie immer noch
und ich trug sie ab. "Abtragen" bedeuet hier tatsächlich den Hund auf
den Arm zu nehmen und aus der Duftspur herauszutragen. Wir wußten nicht,
ob oder was in dem Graben steckte. Der zweite Hund suchte und kam in die
Nähe der Stelle, wo Amba vorstand, und arbeitete noch etwas weiter und
siehe da, eine Ente flog aus dem Graben auf.
Amba durfte im lichten Schilf nochmal ihren Suchenstil zeigen. An einer
frischen Hasensassse stand sie kurz vor, arbeitete so etwa 20 m die
Spur, leider jedoch nicht mit Laut. Die letzten beiden Programmpunkte
waren Schussruhe zeigen und Gehorsam beim Ablegen. Kein Problem und vom
Richterobmann wurde Amba gelobt - ach wie gut so etwas tut als
Erstlingsführer. Die Richter gaben ihr Bestes und gaben allen
Teilnehmern den Rahmen für einen unvergesslichen Tag.
Die Solms hat, wie das Derby, den Charakter einer Anlagenprüfung. Jedoch sollen die Hunde zur Solms schon so weit ausgebildet sein, dass sie den Anforderungen, die sich bei der Jagd ergeben, gewachsen sind. Die Feldarbeit wird ergänzt durch eine Federwildschleppe, bei der die Art des Bringens bewertet wird. Zusätzlich ist auch die Wasserarbeit, d.h. die Arbeit an der lebenden Ente, nicht ganz so einfach.
Zu unserer Solms hatten wir wieder tolles Wetter. Dank des gut gelaufenen Derbys im Frühjahr waren wir den Sommer über perfekt für's weitere Üben und Abrichten motiviert. Die Formwertprüfung hatte für uns das unglaubliche Ergebnis eines "vorzüglich" gebracht, sodass wir genügend Ansporn für alles Weitere hatten. Viele Übungsstunden mit den Geschwistern sollten sich positiv auswirken. Im Deutsch Kurzhaar Forum habe ich mich daher wie folgt dazu geäußert:
Wir sind einfach nur glücklich, dass alles gut gelaufen ist. Faire Richter, gute Wetterbedingungen und ein passabler Niederwildbestand hatten für viel Kurzweil gesorgt. Die Gruppe, in der Amba startete, war leistungsstark. Zwei ihrer Schwestern waren mit dabei und machten es doppelt interessant. Wir hatten Glück und hatten zuerst die Suche, dann Schleppe und zuletzt Wasser. Letzteres stellte sich als Gewässer, wie man es sich besser nicht vorstellen kann, heraus. Passende Größe mit Wasserpflanzen und viel Schilf - perfekt für die Ente zum Drücken. Der Wind frischte nachmittags noch ziemlich auf und die Hunde hatten damit durchaus anspruchsvolle Bedingungen. Zu erwähnen ist, dass die vorige Gruppe für ordentlich Verwitterung gesorgt hat. Amba stöberte mit viel Initiative, sodass mir heimlich, und weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, das Herz aufging. Im Wasser schaute sie gelegentlich mal nach mir und ein einziger Fingerzeig genügte, um sie in eine neue Richtung zu bringen. Ich hatte selbst überhaupt keine Ahnung, wo die Ente war, was sich als Vorteil herausstellte. Schließlich, nach etwa 10 min Stöberarbeit, hatte sie die Ente in eine Ecke gedrückt, in der es nur noch die fatale Flucht aus dem Schilf an Land gab. Ente lebend gebracht ohne mich in die Verlegenheit zu bringen daneben zu schießen. Muss sagen, dass die anderen Hunde ebenfalls sehr überzeugend im Wasser gearbeitet haben. Einer der Richter meinte dann bei der Verabschiedung "Wir sehen uns auf der VGP wieder". Damit waren alle Unklarheiten meinerseits beseitigt - alle Lichter auf grün für die Vorbereitung hierzu.
Bei der VGP, der Verbandsgebrauchshunde Prüfung, müssen die Hunde an zwei Tagen alles zeigen, was üblicherweise an Situationen bei der Jagd eintreten kann. Die Anforderungen bestehen in der Arbeit vor und nach dem Schuss. Dies bedeutet, dass Wild gesucht werden muss, egal ob in Feld, Wald oder Wasser. Nach dem Schuss heißt, dass unter unterschiedlichsten Bedingungen gesucht, gefunden und apportiert werden muss. Wenn der Hund auf die Schweißfährte angesetzt wird, spürt man, wie sehr man von der Nasenleistung des Hundes abhängt. Amba und ich haben für die VGP viel geübt und gearbeitet. Dass alles dann so gut klappte, macht einen schon froh, mehr allerdings noch das Gefühl nun einen Hund zu haben, auf den man sich immer verlassen kann. Hier die etwas überarbeiteten Berichte, die ich wieder für's Forum geschrieben hatte.
Nachdem ich mir 2011 die IKP in Surwold im Emsland angesehen hatte und
begeistert war wollten Amba und ich das auch. 2011 hatten wir alle Hände
voll zu tun für die VGP und haben die Sache nach hinten geschoben. Jetzt
war es soweit und wir waren gespannt was uns erwarten würde. Allein die
Anmeldung war schon ein interessantes Gefühl, eine internationale
Prüfung, ob wir das wirklich machen sollen, immer diese Zweifel. Ach was
solls, ist sicherlich eine gute Erfahrung und in der Vorinformation war
ja immerhin die Rede von Weinanbaugebiet, klang sehr verheißungsvoll.
Alles was an Aufgaben gefordert war kannten wir und so stand nur
Ausdauer, Routine und Gemeinsamkeit auf dem Trainingsprogramm. Allein die
Fahrt war ein Erlebnis, 1000 km wobei die letzten 200 km eine
Autobahn darstellte, die besonders für stabile 4x4 ein ideales Terrain
abgab. In Cejkovice wurden wir ganz herzlich in unserer Pension
empfangen. Das allerschönste war natürlich, dass in der Pension noch
andere IKP Teilnehmer untergebracht waren, mit denen wir sofort ins
Gespräch kamen. Hier der Richterbericht unserer Gruppe (Strg+f
und dann "Amba" eintippen).
Wenn man hier starten darf, gehört man zu den Besten und egal wie es ausgeht, man ist irgendwie unsterblich. Bei schönstem Wetter und bester Stimmung haben sich 134 Hundeführer plus Begleiter auf den teilweise weiten Weg nach Niederbayern zur 41. Dr. Kleemann Prüfung gemacht. Wir waren mit dabei und haben es geschafft. Wir sind stolz und froh und wünschen denen, die ohne Preis nach Hause mussten viel Erfolg für den nächsten Anlauf. Nachfolgend einige Eindrücke der Prüfung und natürlich von Amba KS vom Großen Meer und ihrem Führer.